Allgemeine Lage
Zugegebenermassen hätten wir nach CoViD-19 keinen Putin-22 gebraucht. Aber da wir daran nichts ändern können hier meine Ausführungen und Risikoeinschätzung zur Lage, welche dann, bei Bedarf, zu Vorbereitungen führen – oder, wie in meinem Fall, schon zu Aktionen geführt haben, um den Unterricht möglichst weiterführen zu können.
Als ehemaliger Elektrotechniker, nachstehend also meine Lagebeurteilung.
Risikoanalyse
Grundsätzlich muss der Betrieb aufrechterhalten werden können, wofür Strom benötigt wird. Natürlich könnte man eine Woche lang auf doch irgendwie romantische Art bei Kerzenlicht und nur auf Akustikgitarre den Unterricht weiterführen – aber Energieverknappungen könnten theoretisch über mehrere Monate bestehen, womit mir die romantische Lösung nicht wirklich nachhaltig erscheint.
In der Schweiz benötigen Industrie und Haushalte Gas, z.B. wo ich wohne, heizen wir mit Gas. Bei der Gasbeschaffung ist die CH vollends vom Ausland abhängig – eine ungünstige Abhängigkeit, wie wir im „Notfall CoViD“ schon erfahren mussten – Schutzmaterial wurde zurückgehalten – doch eher unschön. Hier stellt sich also die Frage, ob sich Nachbarländer in einer akuten Gasmangelsituation an Verträge halten werden bzw. müssen.
Natürlich stellt sich die Frage, was das Gas mit dem el. Strom zu tun hat: Falls Menschen frieren, könnten sie auf die „gute Idee“ kommen, dies mit elektrischen Heizungen kompensieren zu wollen, was den Bedarf an Elektrizität eines Haushalts schnell um den Faktor 2 – 3 erhöhen würde. Ich bin mir bewusst, dass die Haushalte offenbar „Gas – Priorität“ bekommen sollten, aber wenn die Industrie nicht produzieren kann ist das auch ein ziemliches Problem.
Im allg. ist es auch eine Tatsache, dass in der CH schon bekannt ist, dass wir in wenigen Jahren in eine Strommangelsituation laufen könnten. Ein System, dass also schon angeschlagen ist, würde noch mehr unter Stress gesetzt – nicht ideal.
Die vorherige Betrachtung bringt mich zur Überzeugung, dass das Risiko einer Strommangelsituation (mit partiellen, gesteuerten Blackouts) >> 1 % ist, wahrscheinlich auch höher als 5 % – denn es gibt einfach zu viele Unbekannte.
Strombedarf im Unterricht
Der Strombedarf im Unterricht ist ca. 400 W. Je nachdem, auch gegen 500 W. Der Bedarf lässt sich durch andere Beleuchtung, InkJet statt Laserdrucker, andere Gitarrenverstärker, keine Aktivboxen etc. auf ca. 120 W reduzieren.
Wie sich ein Strommangel manifestiert
Falls umfangreiche Massnahmen nicht zu den notwendigen Einsparungen führen, würde es geplante Blackouts geben, die eine Länge von 4 Stunden hätten. Danach würde man für 4 oder 8 Stunden über Strom verfügen.
Es gilt also diese 4 Stunden überbrücken zu können. Die dafür benötigte Energie wäre in meinem Fall ca. 0.5 kWh.
Massnahmen
Leider kann in einer solchen Situation nicht einfach abgewartet werden, was passiert, sondern es muss proaktiv vorgegangen werden, nicht nur, aber auch, weil die entsprechenden Geräte (Generatoren etc.) im Zeitpunkt eines angekündigten Blackouts einfach nicht mehr auf dem Markt verfügbar sein würden.
Also habe ich einen „Solar-Generator“ (den man auch über’s 230 V Netz laden kann) – ohne Solarkollektoren gekauft. Solarkollektoren wären die Investition nicht wert, weil diese im Winter kaum die benötigte Energie, um den Generator zu laden, liefern könnten. Primär wäre diese Lösung nur für ein Szenario sinnvoll, indem wir längere Blackouts hätten, als die beschriebenen 4 Stunden). Dieser Solar-Generator hat eine Kapazität von Brutto 1 kWh, effektiv 0.85 kWh entnehmbar, was einer gewissen Reserve entspricht – und rechnerisch den Unterricht für über 6 Stunden stromlos ermöglicht.
Um eine Umschaltung schnell zu ermöglichen habe ich die elektrischen Verbraucher im Unterrichtsraum in drei Kategorien eingeteilt:
- Geräte, welche NUR am aktiven 230 V Stromnetz betrieben werden (Grosse Verbraucher)
- Geräte, welche NUR am Generator betrieben werden (Energieeffiziente Geräte, die die grossen Verbraucher (siehe Punkt 1) ersetzen.)
- Geräte, welche sowohl am 230 V Netz, als auch am Generator betrieben werden
Folglich wird es 2 Stromkreise geben (Netz und Generator) und eine Steckerleiste, die im Falle eines Blackouts, vom Netz auf den Generator umgesteckt wird.
Zusätzlich ist es fraglich, ob ich meinen grossen Laserdrucker, mit einer Spitzenleistungsaufnahme von ca. 1200 W in einer solchen Situation betreiben kann. Hier müsste ich auch noch für Ersatz sorgen und einen InkJet Drucker einsetzen, z.B. den Epson EcoTank ET-2850, welcher im Betrieb gerade mal 12 W zieht. (Geschehen am 15.07.2022)
Der verwendete Stromgenerator, ein Jackary Explorer 1000
Stromlaufplan für Netz- (Rot) und Akkubetrieb (Grün) im Gitarrenunterricht
Fazit
Übertrieben oder nicht, das ist hier die Frage. Allerdings kann man mit den beschriebenen Vorbereitungen auch stresslos in den Winter „driften“, weil keine Notfalllösungen in Null-Zeit (wie bei CoViD-19) nötig sein werden.
Der Abschlusstest wird in den nächsten Wochen erfolgen, sobald die 3 Stromkreise komplett aufgesetzt sind: Ein simulierter Blackout von 18:00 – 22:00 – das wird interessant!