Vorabinformation zum Artikel Gitarrenverstärker

Dieser sehr umfangreiche Artikel enthält Informationen zu folgenden Themen:

  • Röhrenamps / Vollröhrenamps
  • Transistoramp
  • Modellingamp
  • Hybridtechnologien
  • Combo
  • Half Stack (mit Top)
  • Stack (mit Top)
  • Preamp- / Endstufenmodelle
  • Effekte
  • Ampabnahme / Speakersimulation
  • Midicontroller

Einleitung Gitarrenverstärker – Standortbestimmung

Da sitzst Du also, hast fleissig auf Deinem 15 Watt Übungsamp geübt und nun soll’s weiter gehn:

Einerseits willst Du Deiner ersten Band beitreten, andererseits bist Du mit den Klangmöglichkeiten Deines Amps einfach nicht mehr zufrieden – und naja, tönen tut er auch ned grad‘ wie ein Sonnenaufgang, sondern er behindert langsam schlicht Dein Vorankommen.

Die Angebote sind enorm, geradezu unübersichtlich und natürlich preist jeder Hersteller seine Lösung (typisch) als die „ultimative“ oder „amtliche“ Lösung an. Die Marktwirtschaft lässt grüssen.

Dann schaust Du, was „die grossen Gitarristen“ spielen, merkst dann aber auch, dass diese ihr Equipment nicht mal selbst bezahlen müssen – es also geschenkt bekommen und obendrein auch noch mit nem kleinen Check „motiviert“ werden. Dabei anzumerken ist, dass dies natürlich der normale Kunde (wie Du) zahlt. 🙂
Nebenbei bemerkt kommt es dann auch des öfteren vor, dass solches Equipment zusätzlich noch nach den Wünschen und Vorstellungen getuned wird – was heisst: Marshall ist nicht gleich Marshall – oder schon fast: Wo Marshall drauf steht ist nicht unbedingt (Standard-)Marshall drin.

Prinzipiell ist da auch die Frage inwiefern Du bereit bist Dich finanziell zu ruinieren. Eine Gitarrenanlage kann allenfalls so viel kosten wie ein Kleinstwagen!

Wenn Du bereit bist bis zu gegen 1000 CHF auszugeben wird dieser Artikel für Dich hilfreich sein, wenn Du (allenfalls auch über eine längere Zeit) ein Mehrfaches davon auszugeben gedenkst, dann ist dieser Artikel sehr gut für Dich.

Gibt es „Die einfache Lösung“

Nein, es gibt sie nicht, wenn du das Gebiet umfangreich verstehen willst und aufgrund dieses Wissens entsprechend entscheiden: Aber man kann verschiedene Lösungen betrachten und versuchen Vor- und Nachteile aufzuzeigen und somit eine Grundlage für eine spätere Entscheidung zu legen.

Basis der Entscheidung

Die wichtigste Basis für die Entscheidung was Du für nen Amp / ne Gitarrenanlage kaufen solltest bist Du.
Grundsätzlich solltest Du Dir Zeit lassen eine solche Entscheidung zu treffen. Warte mit dem Kauf umso länger, je mehr Geld Du investieren willst. Denn kaufst Du Dir eine gute Grundlage, so wirst Du diese auch noch in 10 Jahren benützen können und wirst nicht jeden Trend mitmachen müssen. Ja, allenfalls mal ein kleines Zusatzgerät kaufen – aber doch nicht gleich ne neue Anlage, oder?

Über folgende Punkte solltest Du Dir vor einem Kauf Gedanken machen:

1. Wieviel Geld willst / kannst Du ausgeben?

Das ist wohl die einfachste Frage. Beachte, dass Du nicht alles sofort kaufen musst. Es besteht auch die Möglichkeit die Ausgaben über eine längere Zeit zu verteilen. In diesem Fall bieten sich eher modulare Lösungen an. (Im Gegensatz zu kompakten Lösungen)

2. Wie nachhaltig soll Dein Kauf sein? (Willst Du lange auf dem Amp spielen? 10 Jahre?)

Wenn Du schon nach 3 Jahren wieder einen neuen Amp kaufst, musst Du z.B. Deine musikalische Entwicklung weniger berücksichtigen. Das Equipment darf also eingeschränkter sein. Wenn Du Deinen Amp hingegen 10+ Jahre spielen willst, dann solltest Du ins Auge fassen, dass Du in 10 Jahren ev. Vom Metalgitarristen zum Jazzgitarristen mutiert hast! 🙂

3. Macht es Dir nix aus, 100 kg rumzuschleppen, wenn Du ein Konzert hast? Vertragen dies Deine Gitarrenfinger? (Mit den Fingern solltest Du in erster Linie spielen, nicht schleppen.)

Natürlich ist „sportliche Betätigung“ gesund. Aber mit wunden und gereizten Fingern spürt es sich einfach schlechter als mit gepflegten Pfötchen.

4. Hast Du schon sehr viele verschiedene Amps angetestet? Konntest Du die Unterschiede zwischen einem Transistor-, Röhren- und Modellingamp hören/fühlen?

Schliesslich wirst Du Dich nicht nur auf andere Ohren verlassen wollen. Spiel auf möglichst vielen, verschiedenen Amps – das lohnt sich.
Es ist definitiv nicht so, dass jeder der ein paar Jahre Gitarre spielt auch von den Sounds etwas versteht. Geh‘ mal nur in ein Musikgeschäft… da hören sich singend-jaulende, jedoch trotzdem kontrollierte Verzerrungen, aber eben auch Abfall. Es kann durchaus auch Abfall sein, wenn der Abfallproduzent seine Finger sehr schnell zu bewegen versteht. 🙂

5. In welchen Stilistiken möchtest Du spielen? Spielst Du einfach nur Metal oder dazu auch noch Jazz, Latin, Fusion, Rock, Funk, Pop… was auch immer?

Im Funk z.B. hast Du einen nicht verhallten, knackigen Sound, allenfalls mit etwas Chorus versetzt.Ob Du da wirklich unbedingt die 8 grossen Lautsprecher brauchst?

6. Bist Du bereit Deinen Amp von Zeit zu Zeit einer Wartung zu unterziehen?

Yes, ein Röhrenamp ist etwas heikler in der Wartung, da die Röhren Verschleissteile sind. Auch sollte man z.B. berücksichtiger, dass Tubeamps (Röhrenamps) mechanisch etwas sensibler sind als andere Amps.

7. Stelle Dir Deine eigenen Fragen zusammen und versuche herauszufinden was für einen Einfluss sie auf Deine Wahl haben.

Oben hab‘ ich angefangen, jetzt bist Du an der Reihe. 🙂

Um uns einen Überblick zu verschaffen – was gibt es grundsätzlich für Technologien? Die wichtigsten sind:

Mit welcher Technologie ist ein Amp grundsätzlich aufgebaut?

– Röhrenamp / Vorstufen Röhre oder Vollröhrenamp
– Transistoramp
– Hybrid I
– Modellingamp
– Hybrid II

Röhrenamps / Vollröhrenamps

Es war einmal vor langer Zeit ein Verstärker. Da es noch keine Transistoren gab, musste man sich Elektronenröhren, die unter ziemlicher Hochspannung standen bedienen…

Ist das alles? NEIN, ist es nicht! Es muss ja Gründe geben warum diese Amps auch noch heute sehr beliebt sind.
Nunja, das grösste Geheimnis eines Röhrenamps ist es, dass er im verzerrten Betrieb anders verzerrt als ein Transistoramp. Wenn Du einen Transistor (elektr. Bauteil) in die Sättigung fährst, dann entsteht ein ganz anderes, ein hochfrequenzreicheres Spektrum von Oberwellen. Was heisst das? Die Verzerrung tönt giftig, aggressiv. Sobald Du an diesem Punkt angekommen bist, greift die Verzerrung relativ brachial zu.

Anders bei einem Röhrenamp: Dieser verzerrt nicht so abrupt, sondern begrenzt das Signal (den Strom aus Deiner Gitarre) erst relativ langsam, wobei dann andere Oberwellen entstehen. Diese tönen wärmer eben mehr der Overdrive Effekt im Vergleich zum eher transistotähnlichen Distortion.
Für mich hat der Röhrensound meist einfach mehr Bauch.

Ach ja, oft hört man, dass ein Röhrenverstärker bei gleicher Leistung lauter ist, man also weniger Watt braucht – ist daran etwas Wahres?

Zuerst, aus rein technischer Sicht nicht. Denn ein Watt ist ein Watt. Wenn wir nun aber schauen, wie eine Röhrenendstufe im Vergleich zu einer Transistorendstufe betrieben wird, offenbart sich die ganze Wahrheit:

Die Verzerrung passiert bei einem Amp heutzutage in der Vorstufe (Vorverstärkung). Ganz am Anfang war das anders, aber das gehört hier jetzt nicht hin – ist mehr Gitarrenverstärkergeschichte.
In der Tat ist es sogar so, dass wir nicht wollen, dass eine Transistorendstufe in die Sättigung fährt, denn dann würden wir unsere ach so schöne und gepflegte Verzerrung, die wir mühsamst in der Vorstufe erzeugt haben wieder zerstören – es tönt dann einfach hart und kratzig… und ja, bei tiefen Frequenzen, speziell in Kombination mit Whammy-Bar Techniken tut’s auch dem Lausprecher eher nicht gut.

Wie ist das jetzt bei Röhrenamps?
Nun, die Endstufe fährt „ründer“ in die Sättigung, geht also gewissermassen softer in die Sättigung, produziert dabei weniger (oder keine) ungewünschten Oberwellen, die wir als unangenehm wahrnehmen würden. Im Gegenteil, oft ist es genau diese Art der Verzerrung die wir wollen! Wir wollen eine Röhre in diesem Bereich betreiben können, damit wir genau diesen Klang erhalten!

Du ahnst jetzt vermutlich, warum ein Röhrenamp tatsächlich weniger Leistung braucht:

Ein Röhrenverstärker, der an seiner Leistungsgrenze betrieben wird (im Sättigungsbereich) produziert einen wünschenswerten Sound, ein transistorbasierter Amp tönt so lieblich wie eine Papageistimme, wenn seine Endstufe abrupt in die Sättigung fährt.

Im Fachjargon könnte man auch sagen: Ein Transistoramp braucht einen relativ grossen Overhead als ein Röhrenverstärker.

Overhead?
Musik ist ja ned immer gleich laut. Und wenn wir lesen, dass ein Amp 100 Watt hat, dann denken wir automatisch, dass dies doch genug sein müsste. Tatsächlich ist die Musik aber nicht immer gleich laut (hoffe ich für Dich). Für Deine feinen Töne am Konzert reichen einige wenige Watt! Aber dann geht’s los und plötzlich brauchst Du das 10-fache.
Die Konsequenz davon ist, dass wenn Du normalerweise 30 Watt brauchst Du trotzdem Spitzenleistungen von 300 Watt brauchst! Es geht also nicht nur darum Deinem Amp permanent viel Leistung abverlangen zu können, sondern dass der Amp auch in der Lage ist die Leistungsspitzen wiederzugeben. Hier ist ein Röhrenamp im Vorteil, eben gerade weil er in diesem Hochleistungsbereich den Sound noch zu unterstützen vermag.

Auf der anderen Seite ist die Frage berechtigt, wo man einen 100 Watt Röhrenamp noch voll aufdrehen kann – also im Proberaum wohl nicht ernsthaft, oder? Ein realistischer Anwendungsfall stellt für mich ein Open-Air Konzert dar. Im Proberaum hatte ich meine Röhrenendstufen auf 9 oder 10 Uhr am Openair auf 3 Uhr! Auch an „Closed-Air“ Konzerten halte ich 100 Röhrenwatt für zu viel, denn das Publikum wird über die PA beschallt. Und der Mischer verliert die Kontrolle über die Mischung, wenn die Speaker auf der Bühne schon zu laut eingestellt sind.
Die grossen Röhrenendstufen haben sehr oft Leistungsbremsen z.B. 100 W zu 50 Watt zu 25 Watt. Der Vorteil dabei ist, dass Du trotzdem von der Verzerrung (Übersteuerung) der Endstufe profitieren kannst und Dir dabei nicht (unbedingt) einen Hörschaden holen musst. Wenn Du die Leistung an einer anderen Location jedoch brauchen solltest, dann hast Du sie auch.

Es gibt auch einstellbare Lastwiderstände, die an den Ausgang einer Röhrenendstufe angeschlossen werden können. Im Endeffekt reduzieren sie einfach die hohe Leistung der Endstufe und verbrennen diese Leistung zu Wärme. Auch hier profitierst Du wieder von der Endstufenverzerrung, bei geringerer Lautstärke.
Bei sehr grosser Reduktion der Leistung verändert sich jedoch auch der Sound immer drastischer, da das Widerstandsverhalten eines Lautsprechers viel dynamischer ist als das Verhalten eines Lastwiderstandes. Hier werden dann auch wieder Gegenmassnahmen eingesetzt – aber das geht hier jetzt zu weit.

Ach ja – Du hast sicher schon bemerkt, dass ich einen Vollröhrenamp spiele, oder? 🙂

Vollröhrenamp? Was ist denn das schon wieder?
Ganz einfach: Ein Vollröhrenamp hat in der Vorstufe und in der Endtufe Röhren. Die Alternative dazu wäre die Endstufe diskret auszuführen (Transistoren) in in der Vorstufe Röhren zu verwenden.

Bei dieser zweiten Lösung gehen dann zwar die Vorteile der Röhrenendstufe verloren, jedoch wird die Verzerrung ja von Röhren in der Vorstufe erledigt – wie ich finde eine meist sehr gute Lösung, zumal man meistens eh nicht die ganze Leistung des Amps ausnützen kann und somit die Endstufenverzerrung gar nicht zum tragen kommt.

Dann ist da noch so ne Sache: Röhren sind mechanisch aufgebaut, haben relativ feine Gitterchen in sich, die die Verstärkung und Arbeitsbereich steuern. Ein Transistor hat dies nicht, was heisst, dass ein Röhrenverstärker mechanisch anfälliger ist. Dies betrifft insbesondere Endstufenröhren, da die mech. Teile grösser/schwerer sind und bei starken Schlägen durch die Massenträgheit mehr belastet werden. Oh, oh – schreibe ich hier über Physik oder Verstärker?

Röhren haben auch nicht eine unbegrenzte Lebensdauer, wie die bei Transistoren (wenigstens theoretisch) der Fall ist. Du solltest damit rechnen, dass Du die Enstufenröhren doch alle paar Jahre mal austauschen musst. Dies schlägt dann bei einer 100 Watt Enstrufe mit 150 CHF zu buche… und ja, setz doch nur Markenröhren ein… stell Dir vor, dass Du ein Konzert u.U. Absagen musst oder zumindest einen Haufen Ärger bekommst, weil Du 70 CHF gespart hast. Wenn’s Dir daran liegt, dann kauf einfach keinen Vollröhrenamp.

Und ja: Ein Röhrenamp hat aus technischen Gründen eine wesentlich höhere Betriebsspannung, als ein Transistoramp. Die Power der Röhren kann nicht direkt auf einen herkömmlichen Lautsprecher gegeben werden, sondern muss über einen Ausgangstrafo auf die Impedanz des Lautsprechers angepasst werden. Was heisst das in der Praxis für Dich? Der Trafo wiegt ein paar Kilo und Du schleppst entsprechend mehr (gilt für Vollröhrenamps / Röhrenenstufen).
Auch ist der Wirkungsgrad eines Röhrenamps niedriger als der eines diskret aufgebauten Amps. Dies liegt u.a. daran, dass jede Röhre eine kleine Heizung integriert hat, damit die Elektronen (Strom) überhaupt fliessen können und an eben diesem Ausgangstrafo, der einen Teil der Endstufenleistung leider in Wärme umsetzt.

Wichtig ist es auch zu wissen, dass ein Röhrenamp nie ohne Last, also Lautsprecher betrieben werden darf und der Widerstand (genauer die Impedanz) der Box an den Ausgang der Röhrenendstufe angepasst sein muss. D.h. Ein 8 Ohm Amp-Ausgang geht immer auf eine 8 Ohm Lautsprecherbox! Wenn Du Dich nicht daran hältst, kann dies zur Zerstörung des Verstärkers führen (Ausgangstrafo futsch!), was ziemlich teuer wird.

Transistoramp

Ich bin ja schon sehr froh, dass ich vorher so viel über Röhrenamps geschreiben hab‘, denn dazu musste ich auch schon einiges über Transistoramps preisgeben. Ich werde mich hier kurzfassen, es handelt sich ja eher um eine Wiederholung:

– Relativ preisgünstig (im Vergleich zum Röhrenamp)
– Wartungsfreudlich (keine Wartung)
– Weniger Gewicht als Röhrenamps – Sound: Halt‘ keine Röhre, was auch von Deinem Geschmack abhängt und nicht unbedingt ein qualitatives Merkmal ist, wobei die Röhrenfans natürlich das Gegenteil behaupten. Bei diesem Punkt solltest Du Dir Meinungen anhören und Dir dann Deine eigene Meinung stundenlang (wenn nötig) erspielen. Allens andere führt doch eh nur zu einem FlameWar zwischen Menschen mit unterschiedlichen Präferenzen oder Wahrnehmung.

Oft versuchen transistorberiebene Amps mittels zusätzlichen elektronischen Schaltungen einen Röhrensound zu erzeugen.

Du solltest Dir aber auch mal den Gitarristen, der seine Meinung kundtut, anhören. Ist er ein typischer Schnellspieler, fasziniert von der Technik oder macht er Musik?

Oft wenn ich in einem Musikladen gehe, sitzen dort Leute die zwar schnell spielen können, aber der ästhetische Aspekt bleibt dann oft auf der Strecke. Genau betrachtet produzieren sie lose organisierten Lärm, sind aber nicht in der Lage dies wahrzunehmen. Sie nehmen sich manchmal nicht mal die Zeit ihre Instrumente korrekt zu stimmen (in einem Musikgeschäft auch nicht immer so einfach, weil da noch andere 12 Gitarristen gleichzeitig spielen) und haben einen effektüberladenen krächzenden Sound eingestellt. Jedem das Seine – mir bitte aber die Musik. 🙂

Essenz: Diese Leute hören „es“ einfach nicht!

Du kannst Dir jetzt sicher gut vorstellen, wieviel Du auf die Meinung solcher Gitarristen geben solltest – ausser Du bist selbst so einer. Behalte im Hinterkopf, dass ein Schnellspieler leider zu oft Sport betreibt und die Musik dabei vergisst… mir tut dies weh, denn ich spüre die Musik in mir – nicht die Technik – die Technik ist ein Mittel zum Zweck und sollte nicht einfach zum Selbstzweck existieren.
Es ist auch legitim Gitarrensport zu betreiben, nur sollte man es dann nicht mit Musik verwechseln. So, Ende Moralstunde. 🙂

Hybrid I (keine off. Bezeichnung)

Naja, hab‘ ich eigentlich schon erwähnt. Die Mischung zwischen Transistor und Röhrentechnik.
Ich weiss es nicht mal genau, aber der Begriff Hybrid erscheint mir vielgestaltig und auch zeitlich abhängig).
Ich finde es eine gangbare Lösung, so Du nicht auf Röhren verzichten willst, einen Amp zu spielen, der in der Vorstufe Röhren hat und eine diskret ausgelegte Endstufe (Transistor) hat.

Die Vorstufenröhren kosten nicht die Welt und halten auch mehrfach solange wie die sehr beanspruchten Endstufenröhren.

Modellingamp

So neu auf dem Markt sind sie nicht mehr. Somit sind diese Verstärker ja auch ausgefeift. Aber was unterscheidet einen Modelling-Amp von den anderen?

Die bis anhin besprochenen Amps haben ein analoges Signal (eben den elektr. Strom den Deine Tonabnehmer produzieren) grundsätzlich verstärkt, verschiedene Frequenzen vermehrt verstärkt oder auch abgeschwächt und verzerrt (eben durch die schon erwähnten Transistoren, Röhren oder auch, was ich noch nicht erwähnt habe, durch Dioden.

Der Modellingamp verfolgt nun einen ganz anderen Ansatz: Das Signal wird nach einer kleinen Verstärkung digitalisiert. Die eigentlichen klangverändernden Eingriffe werden dann in rein digitaler Form durchgeführt. Ist dies getan, wird das noch immer digitalisierte Signal zurück in ein Analoges gewandelt und dann einer Endstufe, die wieder für die Leistung verantwortlich ist, zugeführt.

(Beachte bitte, dass Du nie einen digitalen Eingang übersteuerst – das ist dann wirklich hässlich!)

Diese Technologie steht uns erst seit Jahren zur Verfügung, dies infolge des Fortschritts der digitalen Signalverarbeitung. Die Schwierigkeit war lange, diese digitale Bearbeitung des Gitarrensignals in Realtime vornehmen zu können – d.h. es dürfen keine hörbaren Verzögerungen auftreten.

Diese Technologie kam während meinem Musikstudium auf, die Verstärker wurden begeistert gekauft, (teilweise ebenso begeistert) wieder verkauft – was also hat es damit auf sich?

Ich möchte hier von meiner eigenen Erfahrung berichten:

Die Werbung war einleuchtend: Warum soll ich 10 verschiedene Verstärker kaufen, die alle ihren speziellen Sound haben, wenn ich alle diese Verstärker mit einem einzigen authentisch simulieren kann?
Noch Fragen? Eigentlich nicht oder? Gehen wir einen kaufen? Ah nein – die goldene Regel: Immer zuerst sich selbst davon überzeugen (!)

Ich bewegte mich (und MEINE Gitarre) also zu Jeklin Musik und wollte es wissen. Natürlich, das Preisschildchen war mir ned so sympathisch – so wie ich mich erinnere kostete der Line 6 (Combo) zwischen 3 und 4 Tausend Schweizerfranken… oder waren es doch 5000? Naja, spielt eigentlich ja nicht so ne Rolle, denn dieser Amp würde es mir ja ersparen während dem weiteren Verlauf meiner Gitarristenexistenz noch 10 andere Verstärker, jeder mind. 2000 CHF zu kaufen – von diesem Standpunkt aus gesehen also ein Schnäppchen! Gar nicht davon zu sprechen, 4 Amps an ein Konzert zu schleppen! Wer will sowas? 🙂

Jaaah, ich probierte den Amp und ich war fasziniert! Ich spielte darauf 1 oder 2 Stunden, testete die Satriani Sounds und hatte das Gefühl genau den Satrianisound einiger Stücke Satrianis zu haben… also ja, meine Finger haben schon noch ne Differenz hören lassen. 😉

Na super! Guter Laune nach Hause, wissend, dass ich so einen einfach brauchen würde, auch wenn ich 6 Monate lang zu den Teigwaren nur Wassersauce essen würde, aber für irgendetwas hat man ja gute Freunde, die einem so lange über Wasser halten (und mich bekochen) können. 😉

Dann mein 2er Besuch bei Jeklin: Hm, naja so dolle is er auch wieder nicht… also schon gut, aber er spricht nicht sehr direkt an, die Effekte überdecken offenbar auch Schwächen des Grundsounds.
Etwas ernüchtert wieder Zuhause.

Mein dritter Besuch: Ich merkte, dass der Amp ein sehr fremdartiges Ansprechverhalten hatte. Kein anderer Amp könnte so ansprechen. Ich fühlte mein musikalisches Empfinden in gewisser Weise wie abgekoppelt, wie gedämpft abgeschwächt. Ich vermutete einen Programmierfehler, denn der Amp sprach rein physikalisch nicht so an, wie er das seit Sir Isaac Newton sollte (naja, gibt sicher auch noch ein paar andere gescheite Herren die man hier referenzieren könnte) – eine Saite hat eine Masse und diese ist Träge und irgendwo dort fand ich, dass sich der Amp nicht normal verhielt. Schlimm!

Fazit: Mit Modellingamps hatte ich vorerst geschlossen!

Ursprünglich konnte ich den Verlockungen nicht widerstehen, jedoch unter die Haube geschaut, zeigten sich grundlegende Probleme.

Nun ist es in der Realität so: Der Amp war gut. Ja. Er kann alles, aber eben doch nicht so ganz. Wenn ich jedoch einen vielseitigen Amp brauche, dann ist er ein echter Wert, denn eben: Wer kauft sich schon 10+ Verstärker, nur damit er den originalen Sound bekommt?

Modellingamps bieten auch den Vorteil neue Software laden zu können, was dann wieder neue Sounds gibt. Auch ist es möglich seinen eigenen Sounds am PC zu modellieren und diesen dann auf den Amp zu laden. Ich hab‘ damit allerdings keine Erfahrung und habe die etwas vorgefasste Meinung, dass man spielen und nicht basteln sollte. Aber es gibt Menschen, die solche Dinge gern tun – und vor über 10 Jahren hab ich Nachmittage damit verbracht den ultimativen Sound einzustellen, bis nicht es gar nicht mehr hörte und dann doch irgendwie zum Ziel gelangte, meinen neuen Sound in der Bandprobe einsetzen wollte und feststellen musste, dass der Sound sich in ner Rockband nicht der Sound nicht durchsetzen konnte. Tja… Aber es ist ne Tatsache, dass Du die Einstellungsmöglichkeiten Deines Amps und Gitarre sehr gut kennen solltest und somit auch hier einiges an Zeit investieren – es ist wichtig. Aber bedenke dabei immer:

Sound kommt aus Deinem Equipment, der Ton aus Deinen Fingern (und ist wichtiger)!

Seit meinen archaischen Tests ist nun schon einige Zeit vergangen und die Modellingamps sind sicherlich immer besser geworden. Ich kann dies anhand einiger Kurztests auch bestätigen.
Der zenTera von H&K ist da wohl eine rechte Referenz, allerdings auch für Dein Portemonnaie! Auf der anderen Seite sollte es auch möglich sein einen anständigen Amp mit 50 oder mehr Watt leistung für 1500 CHF zu bekommen.
Einen Übungsamp für 600 – 700 CHF habe ich bereits getestet (FAQ) und als sehr gut befunden. Bei einem Bühnenamp sollte man wohl schon noch ein paar Franken drauflegen.

Die Drehregler an einem Modellingamp sind nicht Signalführend, d.h. Dein Gitarrensignal wird ja digital verarbeitet und muss aus diesem Grund nicht durch die Drehregler (Potentiometer) geführt werden. Schliesslich wird es aus diesem Grund auf den Drehregler nur relativ störungsunempfindliche Regelspannungen (Gleichspannung) haben, was es dem Hersteller auch erlaubt günstigere Potentiometer einzusetzen, jedoch dabei trotzdem keine Qualitätseinbussen hinnehmen zu müssen. Essenz für Dich: Keine Kratzgeräusche bei Drehreglern der Vorstufen von Modellingamps.

Hybrid II (keine offizielle Bezeichnung)

Alte Version (ca. 2007), Update stand (2014) – siehe unten fett/kursiv:
Schon wieder Hybrid und dann erst noch als Fiktion. Hier schreibe ich wieder mal was, von dem ich keine Ahnung habe, schlimmer: Nicht mal weiss ich, ob es das gibt:

Modellingamp mit Röhrentechnologie vermischt!

Ich glaube nicht das jemand sowas baut, ganz einfach, weil ich doch nicht behaupten kann, dass die Modellingtechnologie die Röhren ersetzt (bzw. diese perfekt simuliert) und dann noch ne Röhre einbaue – das wär ja ein Widerspruch.

Ich könnte mir allenfalls jedoch vorstellen, dass die Vorstufe herkömmlich als Modellingamp aufgebaut ist und die Endstufe dann in Röhrentechnologie ausgeführt wird.
Ich denke jedoch , dass dies trotzdem nicht unterstützt wird, denn bei einem Moddelingamp ist es ja auch möglich das Gitarrensignal nach der Vorstufe (hinter dem Modellingteil) abzugreifen und einer externen Endstufen zuzuführen.

Hier kommen wir nun langsam auf den modularen Ansatz zu sprechen. Zeit mit dem nächsten Teil zu beginnen.

2014 Update: Ja, diese Art von Verstärkern gibt es. Meist wird dabei eine Vorstufenröhre eingebaut, welche den Zweck hat dem typischen Röhrensound näher zu kommen. Dabei fällt jedoch auf, dass uns vor Jahren versprochen wurde, dass wir jetzt KEINE Röhren mehr brauchen würden, da die Modelling-Amps diese „perfekt“ simulieren würden. Die Hersteller welche solche Aussagen machten geben mit der Implementierung von Röhrentechnologie zu, dass sie ihre dazumaligen Marketingversprechen nicht eingehalten haben – ob es sich dabei um eine bewusste Marketinglüge handelte oder nicht wollen wir an dieser Stelle mal offen lassen.

Wie präsentiert sich der Amp äusserlich?

– Combo
– Half Stack (mit Top)
– Stack (mit Top)
– Preamp- / Endstufenmodelle

Combos

Comboausführungen sind relativ kompakt und einfach zu transportieren. Die haben Kofferform und kleine Übungsamps sind eigentlich immer als Combo ausgeführt, wenn der Amp einen Lautsprecher hat.
Also alles in allem relativ klein und vor allem kompakt. Ein Teil zu schleppen, was will man mehr?
Wenn ich noch externe Boxen anschliessen will dann kann ich das in den allermeisten Fällen auch tun. Combos haben 1 oder 2 Lautsprecher und meist 1 Endstufe, wobei auch 2 Endstufen denkbar sind und auch schon realisiert wurden. 2 Endstufen eignen sich speziell für Stereofreaks, die auf PingPong Delay oder was auch immer stehen.
Ich persönlich sehe darin allerdings kaum Vorteile. Allenfalls kann ist sehr gut sein 2 Endstufen zu haben, wenn Dir eine „abraucht“. In diesem Fall musst Du aber auch sicher sein, dass die beiden Endstufen völlig unabhängig voneinander sind (bis auf das gemeinsame Netzteil) – sind sie in aller Regel auch.

Wenn Du also alles in einem Combo hast, allenfalls auch noch Effekte ist dies wohl sehr kompakt, jedoch im Fehlerfall einer Komponente gibst Du Deinen ganzen Amp in Reparatur – und dies kann u.U. dauern.
Zugegebenerweise steigt ein Amp eher selten aus – vor allem, wenn Du mit ihm vorsichtig umgehst, was Du an einem Konzert leider nicht immer sicherstellen kannst.

Half Stack (mit Top)

Einem Topteil fehlen die Lautsprecher. Diese werden separat ausgeführt, was Dir ermöglicht mehrere Boxen, räumlich verteilt an Dein Topteil anzuschliessen und den Typ der angeschlossenen Boxen zu ändern. Interessant dabei ist, dass der Amp in Deiner Nähe sein kann, die Box aber 5 Meter von Dir entfernt (Z.B. seitlich an der Bühne stehend).

Halfstack ist ein Topteil mit dazugehörigem Loudspeaker Cabinett, welches 4 Lautsprecher enthält.

Stack (mit Top)

Ein Stack oder Full-Stack ist ein Topteil mit 2 Loudspeaker-Cabinetts. Insgesamt sind also 8 Lautsprecher enthalten. Nach seinem Namen kann man die beiden Boxen aufeinander stellen und oben drauf auch noch sein Topteil. Ein Vorteil dabei ist, dass man auch auf 2 Meter Höhe noch Schallabstrahlung hat. Ich persönlich finde jedoch, dass diese direkte Schallanstrahlung zu aggressiv ist – die mittigen und hohen Frequenzen schreien einem laut in die Ohren – und bei Konzerten ist der Konzertraum allermeist akustisch sowieso nicht annähernd optimal – meist werden genau diese giftigen Frequenzen überall reflektiert und unseren Ohren gleich mehrfach (nun aber phasenverschoben) zugeführt – es ist aus musikalischer Sicht nix Schönes.

Wenn man einen Stack spielt, dann finde ich, sollte man sich selbst seitlich etwas versetzt zum Stack platzieren – somit muss man die oft recht harte Direktabstrahlung der mittleren und höheren Frequenzen nicht direkt ertragen. (Diese Frequenzen breiten sich sehr gerichtet aus, während sich Bassfrequenzen eher kugelförmig ausbreiten.

Ich persönlich bevorzuge die Lösung Halfstack zu spielen (also eine Box Zuhause zu lassen) oder den Stack nicht stacked zu spielen, sondern die beiden Boxen sinnvoll auf der Bühne zu platzieren.

Im Rock-Metalbereich ist wohl das spielen eines gestackten Stacks wohl auch ein Blickfänger – böse gesagt der grosse Auspuff des Gitarristen! 🙂

Damit sich hier niemand persönlich aufregt: Ich habe mir vor ca. 13 Jahren eben eine solche Auspuffanlage zugetan, habe und spiele sie noch immer – aber das ist wieder eine andere Geschichte. Allerdings würd‘ ich es nimmer tun, das ist klar – schliesslich verfüge ich heute ja auch über dezentere Möglichkeiten, als die Lautstärke, mich musikalisch auszudrücken. 😉

Preamp- / Endstufenmodelle

Eine interessante Möglichkeit. Du hast, wenn Du bis hierher alles gelesen hast, wahrscheinlich bemerkt, dass man den Signalweg einer Gitarre (also den Weg, den der Strom von Deiner Gitarre bis zum Lautsprecher geht) wie folgt beschreiben kann:

Gitarre, Vorverstärker, Endverstärker, Lautsprecher. Die Effektsektion haben wir bis anhin ausser acht gelassen.

Wir haben also verschiedene, austauschbare Komponenten. Somit wäre es doch eine gute Idee sich seine persönliche Verstärkeranlage aus diesen Komponente zusammenzusetzen. Eine saubere Lösung hierfür ist es z.B., sich ein 19“ Rack aufzubauen. Dises Rack kannst Du in der Grösse so auslegen, dass Du es auch später noch um weitere Komponenten erweitern kannst oder eben Komponenten auszutauschen. Also ein sehr flexibler / modularer Ansatz.
Dabei hast Du die absolute Freiheit, ob Du auf Röhrentechnologie setzt oder auf Transistortechnologie – ja, auch Modellingkomponenten sind einsetzbar, dies mit beliebigen Effektgeräten kombinierbar. Mehrere, verschiedene Preamps gefällig? Auch das ist kein Problem mehr! Das ganze Rack wird dann zentral durch einen Midi-Footcontroller gesteuert, auch diese sind austauschbar.

Nun zurück von der Schwärmerei:

Solche Lösungen sind relativ teuer, weil Du nicht 1 Gehäuse hast, sondern jede Komponente hat ein Gehäuse, jede Komponente hat auch ihr eigenes Netzgerät etc.
Die Qualität der Gesamtlösung entspricht tendenziell immer der Qualität der „schwächsten“ Komponente. Es sind diverse Kabel notwendig um ein solches System zu verschalten (ich habe sicher schon für 1000 CHF Kabel gekauft, allerdings nicht nur grad für meine Anlage) und es ist sehr viel mehr Zeit nötig um die Komponenten gegeneinander abzustimmen, bzw. die Programmierung der Steuerung vorzunehmen.
An Konzerten kann dies für Dich (wenn Du nicht technisch versiert bist) bedeuten, immer die Telefonnummer des Typen, der das Rack konfiguriert hat dabeizuhaben.

Um ein solches Rack einzustellen brauchst Du oftmals tiefere Kenntnisse die Richtung Sound-Engineering gehen.

Fazit: Ich finde, dass Du Deine Verstärkeranlage verstehen solltest. Es ist für mich nicht akzeptierbar, wenn ein Gitarrist seinen „ach so geilen Amp“ nicht mal selbst einstellen kann, bzw. ihn den gegebenen Umständen vor Ort schnell anpassen. Wenn Du ein Technikfreak bist oder ohnehin Tontechniker oder Elektroniker und Du Dich gerne intensiv mit der Materie beschäftigst, dann könnte eine Racklösung Deine Lösung sein.

Meine Erfahrung dabei ist: Umso mehr Einstellungsmöglichkeiten meine Anlage hat, desto schwieriger wird es ihr einen guten Sound zu entlocken. Mein Effektgerät hat so viele Einstellungsmöglichkeiten wie es Sterne am Himmel hat und dies kann im Studio sehr gut sein – ich könnte es für Effekte von irgendwelchen Instrumenten einsetzen – aber es ist ein Overkill für ne Gitarre und wenn Du mal ins Studio gehst, dann wirst Du Deinen Effekte wahrscheinlich sowieso abschalten müssen. Alle Effects werden dann später von höchstwertigsten Studioeffektgeräten dazugemischt.

Andererseits sind umfangreichere Racksysteme recht komplex verdrahtet. Es ist nun mal so, dass Steckverbindungen mechanisch anfällig für Defekte sind. Viel Vergnügen bei der Fehlersuche auf der Bühne, wenn Du davon keine Ahnung hast! Aber ja – Du hast ja die Telefonnummer des Typen, der das Rack versteht… also, verstehen sollte. 🙂

Anzumerken lässt sich, dass es vor Jahren auch fertigmontierte Racks gab: Etwa von Rocktron mit der bekannten Velocity Endstufe. Ich hab‘ keine Ahnung, ob es auch heute noch solche Angebote gibt – dazumals kostete der Spass 10’000 CHF. Heutzutage wird dies aber sicherlich um einiges günstiger zu haben sein – erkundige Dich!

Lautsprecher / Cabinets

Alle sprechen immer von Verstärkern und nicht vom eigentlichen Schallproduzenten – dem elektroakustischen Wandler: Der Lautsprecher! Tatsächlich ist dies eine gröbere Unterlassungssünde. Der Speaker formt den Sound massgeblich mit!

Und ja, wenn ich schon mal so schön am lästern bin noch eines, was ein bissi zum Thema passt:
Alle sprechen doch immer vom Klirrfaktor, wenn sie einen Verstärker kaufen, nicht? All die Audiophilen wollen einen möglichst neutralen Verstärker der keine nichtlinearen Verzerrungen produziert. Ganz stolz kommen sie dann bei uns an und sagen, dass ihr Verstärker nen Klirrfaktor von 0.005% hat. Schön und gut – aber wisst ihr eigentlich wie dieser Klirrfaktor gemessen wird?
Er wird nicht anhand des Schalls der aus dem Lautsprecher kommt gemessen, sondern direkt elektrisch am Ausgang des Verstärkers. Und jetzt kommt’s:

Der Lautsprecher ist heutzutage das Element, das die allermeisten nichtlinearen Verzerrungen produziert. Diese Verzerrungen können gegen 1% (!!!) betragen.
Das heisst, dass wir eigentlich gar nicht hören, ob ein Verstärker etwas mehr oder weniger Klirrfaktor hat – dem Lautsprecher sei Dank!
Anders verhält es sich beim Rauschabstand (eines Verstärkers) – aber wenn dieser irgendwo bei 80db ist, dann ist’s auch schon gelaufen, das reicht längstens – aber das wäre wieder ein anderes Thema.

So, ich möcht dieses kurze Verstärker/Lautsprecher Intermezzo jetzt beenden – werden wir wieder seriös:

Wie ein Lautsprecher tönen muss, kann ich Dir nicht sagen – schlussendlich ist er für Deinen Sound verantwortlich. Aber auf jeden Fall sollte man sich seinen guten Sound nicht durch eine schlechte, letztes Element in der Signalkette zerstören.

Grundsätzlich unterscheiden sich die Lautsprecher durch ihre Grösse und in ihrer Anzahl.
12“ Lautsprecher ist bei grossen Amps der meistgebrauchte 10“ kommen schon auch mal vor, sind aber im Bassbereich schwächer.
15“ Lautsprecher werden von Bassisten eingesetzt – auch zurecht, denn diese geben doch auch schon mal Töne mit einer Frequenz von unter 50 Hz von sich, während wir Gitarristen uns (im Normalfall) mit Frequenzen knapp oberhalb 80 Hz begnügen.

Ich empfehle für Konzertamps 12“, da man regeltechnisch die Bässe rausnehmen kann, falls man zuviele haben sollte. Wenn Du bei einem 10“ oder gar 8“ zuwenig Bässe hast, dann stösst Du schlicht an gewisse physikalische Grenzen, die sich mit einer elektronischen Regelung nur teilweise kompensieren lassen.

Wenn Du einen einzelnen 12 Zöller einsetzt und diesen laut betreiben willst, dann erreichst Du die gewünschte Lautstärke durch den entsprechenden Hub des Lautsprecherkonuses. Wenn Du 4×12 Zoll in einem Speakercabinett zusammengefasst hast, dann muss der Konushub nicht einfach erhöht werden, da Du ja die 4 x grössere Fläche zur Verfügung hast, um die Luft zu verschieben. Ich empfinde den Sound dann als druckvoller, mächtiger – als wenn ein einzelner Speaker für die Schallleistung verantwortlich ist.
Auch die Belastung einer 4 x 12“ Box ist relativ gering: Denn per Standard vertragen meine Cabinetts 300 Watt (also jeder Lautsprecher 75W) – ich steuere sie aber nur mit 100 Watt an, was heisst, dass meine Lausprecher max. im unteren Drittel ihrer Leistungsfähigkeit betrieben werden. By the way produzieren sie in diesem Bereich übrigens auch viel weniger nichtlineare Verzerrungen. 😉
Rechne mal nach, was es für einen 100 Watt Lautsprecher bedeutet: Der wird ziemlich gefordert und warm – die möglichen Folgen sind auch naheliegend,

Effekte

Heutzutage sind fast alle Effekte digital. Ganz selten werden noch analoge Komponenten eingesetzt.
Ich wollte mir vor 10 Jahren noch meinen eigenen analog Hall bauen, wenn man dann mal die dabei erzielbaren Daten anschaut wird man sich ganz schnell bewusst, dass es sich wirklich nicht lohnt. Gewisse Ausnahmen gibt es sicher, aber es sind wohl so wenige, dass wir sie im allg. nicht gross zu erwähnen brauchen. Ausnahmen:

– Wah-Wah
– Federhall (meist jedoch in billigeren Verstärkern anzutreffen, sicherlich gibt’s auch Edelversionen)

In den Amp integrierte Effektsections…
… finde ich in den meisten Fällen sehr sinnvoll. Alles bleibt kompakt – der Gitarrist hat (im Fall Combo) alles zusammen was er braucht. Nicht zuletzt durch die Modellingamps wurden eingebaute Effektsections schon fast zum Standard – was nicht immer positiv ist, gerade bei SparAmps.

Bodeneffekte…
… ja genau, die kleinen (oder manchmal auch grösseren) Trettminen. Ist ne sehr praktische Sache um seine Sounds durch andere zu erweitern. Bei einem Modellingamp sollte dies eigentlich nicht nötig sein.
Meinen Vollröhrenamp habe ich z.B. durch einen H&K Röhrenverstärker (Preamp) in Form eines Bodentreters erweitert. Dieser Treter hat eine ganz spezielle „sahnige“ Verzerrung die ich mit meinem Marshall sonst nicht erreiche, weil er halt‘ einen recht harten, britischen Sound hat.

Ich habe noch weitere Bodeneffekte wie ein WahWah, Distortion – viel mehr gammelt da jedoch nicht rum.

Effekte im Rack (19“ oder 9.5“)…
… ich persönlich habe parallel in den Effektweg meines Marshalls ein Intellifex eingeschleift. Steuern tue ich das ganze über einen Midicontroller. Dieser Controller geht zum Effektgerät und von dort schleife ich das Steuersignal zum Marshall weiter. So ist es mir möglich mit einem einzigen Druck auf eine Taste des Controllers gleichzeitig den Kanal des Marshalls und den Effektkanal zu wechseln.

Die wichtigsten Effekte sind für mich: Reverb, Chorus und, wenn wir dies auch als Effekt anschauen wollen, Distortion/Overdrive.

Die meisten Effekte werden parallel in den Effektweg eingeschleust, d.h. man hat dann die Einstellungsmöglichkeit wieviel Effektanteil (Wet) und wieviel Signalanteil ohne Effekte (Dry) man möchte.
Persönlich bin ich kein Freund von rein digitalen Signalwegen: Bei meinem Marshall fliesst der Dry-Anteil einfach durch meinen Marshall (nix digital) und der Effektanteil kommt vom Intelifex (Volldigital).
Interessant ist es, dass mein Intelifex auch die Möglichkeit bietet intern (und somit digital) den Dryanteil zu bestimmen, jedoch geht das Dry Signal dann durch die Analog-Digital und Digital-Analog Wandlerkette – und ja: Man hört dies. Es tönt tätsächlich künstlich! Es geht Bauch/Leben verloren und der Gesamtsound wird klinischer.

Ampabnahme / Speakersimulation

Auf der Bühne und im Studio muss das Signal Deines Amps ins Mischpult geführt werden. Meist wird dies erreicht, indem man ein Mikrophon, das für diese Aufgabe geeignet ist, knapp vor die Lautsprecher stellt. Die Position des Mikrophons ist für einen guten Sound übrigens nicht unwesentlich.

Als Quasistandart hat sich für diese Aufgabe das SM57 von Shure erwiesen. Es ist von hoher Qualität und der Preis aufgrund der grossen Stückzahlen die hergestellt werden relativ moderat.

Die andere Möglichkeit sind „Speakersimulatoren“.
Hierbei versucht eine elektronische Schaltung einen eben nicht vorhandenen Speaker zu simulieren, was mal besser und mal weniger gut gelingt. Unterdessen sind die Resultate brauchbar bis gut und werden auch im Studio gebraucht.
Die Flexibilität den Sound durch eine andere Mikrophonpposition zu beeinflussen entfällt dabei jedoch. (Möglicherweise gibt es auch hier elektr. Schaltungen die dieses Thema behandeln).

Midicontroller

Efffektgeräte und (bessere) Amps sind i.d.R. durch einen Midicontroller steuerbar.
Falls Du z.B. vor hast zu Deinem effektlosen Amp noch ein Effektgerät zu spendieren, wirst Du sehr dankbar sein, wenn Du den Effektkanal und den Ampkanal durch den Druck auf einen einzigen Fusstaster wechseln kannst.
Die Midifizierung Deiner Komponenten ermöglicht es also, alle diese Geräte durch nur einen einzigen Fussdruck zu steuern.
Die kleinen (aber durchaus nützlichen) Bodentreter gehören nicht in diese Kategorie. (Mein kleines H&K Soundwunder, welches ich zwischen meiner Gitarre und dem Marshall Verstärker eingebunden habe ist z.B. nicht midifiziert).

Wieviele Kanäle ein Gitarrist braucht

Sicherlich ist es gut, wenn man über einige Kanäle verfügt. Heutzutage haben normale, analoge Amps zwischen 2 und 6 Kanälen (für die Puristen gibt’s sicherlich auch noch 1 Kanalige 🙂 )

In der digitalen Welt sind da schon mal 128 Werkpresets und 128 eigene Kanäle drin.

Ganz am Anfang meiner Gitarrenkarriere wollte ich für jedes Stück spezielle Sounds programmieren, schliesslich konnte ich über meinen Midicontroller ja auch über 100 Sounds programmieren.
Ich hatte zwar am Amp nur 3 Kanäle, jedoch liess sich das Effektgerät in nahezu unendlicher Vielfalt programmieren.

Wer Spass daran hat: Warum nicht?

Bei mir sieht es unterdessen so aus, dass ich fast immer die gleichen Effekte fahre: Etwas Hall und Chorus um den Sound zu verbreitern, ihn zu veredlen. Zugegebenermassen ist das für heutige Begriffe ziemlich puristisch und Du musst Dir daran kein Vorbild nehmen, denn nur weil ich das so mache, heisst es nicht, dass es richtig ist – es ist für mich richtig, kann sich aber auch irgendwann mal wieder ändern. 🙂

Ich persönlich benutze z.B. meist den cleanen Kanal meines Marshalls und brauch‘ dann den H&K Bodentreter für angezerrte oder vollverzerrte Sounds.
Ich liebe es mit dem Lautstärkeregler meiner Gitarre zu spielen, so reduziere ich z.B. die Verzerrung und die Lautstärke massivst, indem ich den Volumeregler zu ca. 90% zudrehe – und wisst Ihr was? Das gibt mir sozusagen einen neuen Kanal!
Um dann wieder die volle High-Gain Verzerrung zu bekommen, muss ich einfach das Volumen wieder voll aufdrehn.
Bei langsam intensiver und lauter werdenden Passagen verwende ich natürlich auch Zwischenstellungen.

Weiteres

Denk daran den Cleansound des Verstärkers/der Anlage sehr gründlich zu testen, denn alles andere kannst Du schon mal dazu kaufen. Dies stellt meiner Meinung nach ein wichtiger Grundstein einer Verstärkeranlage dar. Ob dies bei Modelling-Amps eine Rolle spielt kann ich Dir leider nicht sagen, jedoch könntest Du bei einem verzerrten Sound die Verzerrung auch immer mehr zurückdrehen und mal schauen was übrig bleibt, danach den Rest versuchen angenehm einzustellen.

Crunch-Sound: Das ist schon fast meine Lieblingsabteilung gerade auch im rhythmischen Spiel. Viele testen Voll-Verzerrt und allenfalls noch Clean – der grosse Zwischenbereich der angezerrten Sounds wird oft vernachlässigt.

Für mich muss ein Crunch Sound „crisper“ tönen. Ich möchte auch etwas komplexere Akkorde spielen können, ohne dass der Sound matscht. Jaahh, mein Hobby: Transparente, glitzernde und vielgestaltige Crunchsounds! 🙂

Und obwohl es nicht unbedingt dem Zeitgeist entspricht: Lass Dir einfach Zeit – übereilte Entscheidungen sind oft sehr emotional geprägt und nicht sehr nachhaltig/effektiv. Und ja: Lerne zu hören! 🙂

Schlussgedanken

Sicherlich kann Dir Dieser Beitrag nicht beantworten, was Du nun effektiv brauchst, jedoch gibt er Dir viele Infos wie Du zu einer Lösung kommen kannst.

Du wirst einiges ausschliessen können, wobei anderes noch offenbleiben wird – aber Deine Gedanken und Gefühle werden sich formieren und plötzlich wirst Du wissen was Du brauchst. 😉

Oliver Leu / www.gitarrenunterricht.ch / 29.01.2007