Die folgenden Zeilen entstammen einem Beitrag, den ich im Internet in einem Musikforum beitrug:

Ich persönlich unterscheide Sound und Ton:

Sound ist das, was ich im Laden kaufen kann, Ton ist das, was vom Musiker kommt… wie man so schön sagt: Der Ton kommt aus den Fingern.

Gerade Anfänger sind sich nicht bewusst, wie enorm das gesamte Klangbild vom Musiker und nicht von der Gitarre, dem Verstärker, den Saiten oder dem Plektrum, dem Einsatz von Effektgeräten,abhängt.
Natürlich ist Equipment schon auch ein Thema, gerade dann, wenn man mit wirklich billigem „Material“ arbeiten muss.

Der „Ton“ ist mitunter das Schwierigste, wenn man ein Instrument lernt, denn allzu plötzlich sprechen wir auch von Emotionen, die wir auf das Instrument übertragen möchten. Hallo? Wie soll denn das gehn?

Der „relativ“ einfache Teil dazu ist die Aneignung von Techniken:
– Slides (als Vorschlagnote sowie als zeitrelevante Note)
– Vibratotechniken (jaja, auch ein Vibrato sollte im Takt sein… und wie baut sich ein Vibrato auf? Ist es einfach da? Oder…? Wenn es im Takt ist, verwende ich ein triolisches Vibrato oder Achtel oder was denn? Hilfe! etc…)
– Bending Techniken (boah, nen Viertelton ziehen? Ist das nicht schräg? Wie beende ich meinen Ton? Bleibe ich auf der Tonhöhe oder nicht? Wie lange ist mein Ton? Zu welchem Zeitpunkt fange ich eigentlich an die Tonhöhe zu erhöhen? Was ist ein Release Bend? )
– Staccato etc. Tonlängenkontrolle (Kann ich die Tonlänge bestimmen oder bin ich technisch limitiert, so dass ich ev. gar nicht bemerke, dass ich keine Töne ohne Pause dazwischen spielen kann?
– Hammeron PullOff (Schon mal mit 3 & 4 Finger geübt und als Folge davon fast erbrochen? *gg* Als volle Noten, also z.B. Achtel oder auch nur als Vorschlagnoten)
– Legatotechnik
– Sweeptechnik (Auch als Vorschlagnoten in einen Ton reinsweepen)
– Dämpftechniken mit der linken & rechten Hand (In welcher Situation welche Technik, wie fest dämpfen?)
– Timing (keine Technik, aber eine Notwendigkeit)
– Phrasierung (ohne „groovt’s“ ned wirklich) Wenn ich eine Linie spiele, spiele ich wie ein Roboter, oder gestalte ich die Tonreihenfolge dynamisch, bin ich in der Lage mit dem Timing zu spielen, es absichtlich in musikalischer Art zu manipulieren, es auch nicht zu übertreiben…?)
– Dynamik, spiele ich wie ein Roboter oder bin ich in der Lage meine Noten in einen dynamisch sinnvollen Kontext zu setzen?

Jetzt das grösste Problem: Diese Techniken und Möglichkeiten sollten (teilweise) gleichzeitig angewandt werden. (Boah, wer will jetzt noch Gitarre spielen?) In dieser Hinsicht haben es Pianisten einfacher, sie haben nicht so viele Möglichkeiten! 🙂 In anderer Hinsicht haben sie es schwieriger: Sie sollen sich mit weniger Möglichkeiten auch musikalisch ausdrücken!
Und das Schlimmste: Um wirklich gut zu spielen, sollte ich nicht denken: Jetzt diese Technik, dann diese kombiniert mit der Technik, sondern ich sollte es „einfach“ tun – d.h. die Anwendung der Möglichkeiten dermassen intuitiv beherrschen und sich bewusst sein (intuitiv bewusst), wo was sinnvoll ist. Man muss eine Hörerwartung haben, bevor man spielt, sonst kommt Bruder Zufall vorbei… kann allerdings, das ist klar, auch mal gut sein. 🙂

Am Schluss sind wir nun auf „intuitiv“ gekommen – hier sind wir sehr nahe bei der „wahren Musik“ – unserem Gefühl! Die Techniken müssen irgendwo mit unserem Gefühl verbunden werden und das braucht Zeit, wirklich Zeit. Routine, Automatisierung sind auch Begriffe… aber beschreiben es nur teilweise.

Jede/r von uns hat Gefühle – und wir haben Techniken die wir schon etwas beherrschen – unsere Hauptaufgabe ist es, diese 2 Komponenten zu verbinden.

Gefahr: „Ich finde ich töne sch…..“, was löst das in mir für ein Gefühl aus? Wahrscheinlich Frustration! D.h. ich spiele weiter mit einem Gefühl der Frustration und diese überträgt sich auch automatisch auf das Instrument – dies ist sogar (oder gerade) bei Anfängern hörbar! Aber was heisst das? Das heisst doch, dass auch Anfänger schon in der Lage sind Gefühle auf ihrem Instrument auszudrücken! Super! Das ist doch eine tolle Erkenntnis, oder?

Folge: Wir müssen mit einem positiven Grundgefühl üben, auch wenn’s noch ned so dolle tönt.

Motto: Ich gebe alles, was mir im jetztigen Moment zur Verfügung steht – auch wenn’s gestern vielleicht besser klang, aber heute ist ein anderer Tag und ich gebe HEUTE einfach alles, was möglich ist.

So, dies war ein kleiner Versuch etwas zu dem Thema zu schreiben.

Good Luck, für alle die sich angesprochen fühlen. 😉

Erstpublikation: 2006.10.01