Musik wirkt in sich therapeutisch. An sich schon das Musik konsumieren – aber in viel tieferer Weise das selbst Musizieren. Diese Erfahrungen wurden mir auch von Schülern, welche selbst im psychotherapeutischen Bereich tätig sind, bestätigt. Nicht ganz selten empfehlen Therapeuten sogar Musikunterricht zu besuchen – quasi als Teil der Therapie.

Musik eignet sich hervorragend seine Gefühlsschleusen zu öffnen und es rauschen zu lassen, was in der „Geschäftswelt“ meist nicht angebracht ist. Es ist jedoch etwas unglaublich wertvolles, auf das wir in keinem Fall verzichten sollten.

Den therapeutischen Wert der Musik beobachte ich einerseits bei meinen Schülern, andererseits auch bei mir selbst.

Z.B. verringern sich Beschwerden wie Kopfschmerzen oft wie von Geisterhand oder verschwinden vollkommen, was ich bei verschiedenen Schülern im Unterricht auch selbst erleben durfte.

In meiner Zeit als Softwareentwickler unterrichtete ich noch immer ein bis zwei Handvoll Schüler, was mir auch sehr geholfen hat, den beruflichen IT-Stress abzubauen – man taucht einfach in eine ganz andere Welt ein! Sogar als Lehrer, hatte ich also einen therapeutischen Effekt wahrgenommen!

Sicherlich ist es wahr, dass Musikunterricht auch „Kopfschmerzen“ bereiten kann. Wenn ich versuche etwas krampfhaft zu erlernen was mir einfach nicht zu gelingen scheint, kann dies auch neg. Auswirkungen haben.

Die besten „therapeutischen Effekte“ kann ich beobachten, wenn’s in erster Linie ums eigentliche Spielen geht. Es sollten dabei keine Fingerbrecher exerziert werden, sondern das, was schon beherrscht wird soll frei wiedergegeben werden – dies am besten unterstützt durch emotional anregende „Gedankenbilder“ (Sonnenaufgang, schöne Naturgegend – oder einfach etwas, was den entsprechenden Menschen emotional berührt).

Ein paar Jahre war ich auch als selbständiger Gitarrenlehrer bei der Privatklinik Kusnacht Practice tätig. Dort traf ich auf schwere Fälle psychischer Beeinträchtigung und wurde im Rahmen des Therapieprogramms gebucht. Teilweise hatte ich das Gefühl einen sehr wichtigen „Job“ zu machen, weil ich glaubte, den positiven Einfluss meiner Bemühungen klar zu erkennen.

Vor allem Männern, die schon im Berufsleben unter grossem Druck stehen, kann es passieren, dass sie auch den Gitarrenunterricht mit „High Performance“ absolvieren möchten – hier kann der Gitarrenunterricht dann auch kontraproduktiv sein, also den Stress erhöhen, wenn man den eigenen (in dieser Personengruppen oft sehr hohen) Erwartungen nicht gerecht wird.

Erstpublikation: 2006.11.10; Revision 2019